Atemgymnastik nach Helmel® zurück


Definition

Bei der Atemgymnastik nach Helmel® handelt es sich um ein ganzheitliches Gesundheits- und Bewegungsprogramm, das sowohl zur Erhaltung der Gesundheit als auch therapeutisch eingesetzt werden kann. Im Vordergrund stehen dabei gymnastische Übungen, die mit einer bestimmten Atemtechnik kombiniert werden.

Herkunft

Verschiedene Lebenserfahrungen veranlassten Heinrich Helmel (1893–1971) dazu, ein eigenes Programm zur Erhaltung der Gesundheit zu entwickeln. Bereits in seinen jungen Jahren vermutete er, dass die Ernährung einen grossen Einfluss auf die Gesundheit hat. Später stellte er als Freizeitsportler fest, dass man bessere Leistungen erzielen kann, wenn man Muskeltraining mit gezielter Atmung verbindet. Der vermehrt durch die Lunge aufgenommene Sauerstoff, so seine Erkenntnis, verbessere die Leistungskapazität der Muskeln. Nach einer Kriegsverletzung im Ersten Weltkrieg machte er die Erfahrung, dass sich auch die persönliche Einstellung und Denkweise auf den Gesundheitszustand auswirkt. Er entwickelte ein eigenes Atem- und Gymnastikprogramm, bestehend aus dem sogenannten „kleinen System“ und dem „grossen System“. Den Patienten seiner 1933 eröffneten „Atem- und Lebensschule Helmel“ vermittelte er die Grundprinzipien seiner Lehre: „rechte Bewegung, rechte Atmung, rechte Ernährung und rechtes Denken“. Bestimmte Lockerungsübungen, Vokal-, Stimm- und Sprechübungen ergänzten später die Therapie und sollten die Energiereserven der Patienten neu aufladen. Als Helmel nach einer Gefangenschaft im Zweiten Weltkrieg schwer erkrankte und die Ärzte ihm zur Aufgabe seiner Gymnastik rieten, kurierte er sich mit einem selbst erfundenen Muskel- und Atemtraining, das er als „Blutwell-Übung“ bezeichnete. Mit dieser Übung gelang es ihm später, noch viele weitere Menschen nach schwerer Erschöpfung oder Erkrankung zu mobilisieren. Die Lehren von Helmel werden bis heute – meist in weiterentwickelten und an die neuesten Erkenntnisse angepassten Formen – angewendet und in Kursen vermittelt.

Grundlagen

Die Atemgymnastik nach Helmel kann als umfassendes Gesundheitsprogramm verstanden werden. Sie kann sowohl vorbeugend als auch therapeutisch eingesetzt werden. Die vier Grundprinzipien sind: richtige Ernährung, richtige Bewegung, richtige Atmung und positives Denken. Dabei hat die Atmung als Grundfunktion des Lebens eine zentrale Stellung. Helmels Atemgymnastik fördert eine volle, tiefe Atmung, die mit den dazu ausgeführten Bewegungen harmonieren soll. Dadurch können die körperliche Belastbarkeit, Leistung und Kraft gesteigert werden. Besonders das Herz-Kreislauf-System, aber auch andere Organe werden gestärkt. Die Bewegungsübungen fördern Kraft, Koordination und Beweglichkeit. Auch auf die Psyche kann sich ein regelmässiges Training positiv auswirken und für innere Ruhe, Gelassenheit, Nervenstärke und Lebensfreude sorgen. Die Selbstheilungskräfte werden aktiviert. Spezielle Übungen sollen ausserdem bei Erschöpfungszuständen die Energiereserven auffüllen und eine zügige Erholung gewährleisten.

Verwendete Technik

Bei Helmels sogenanntem „kleinen System“ handelt es sich um eine Abfolge von Übungen, die täglich durchgeführt werden sollten. Verschiedenen Bewegungsübungen für Arme und Beine folgt eine spezielle Lungengymnastik. In unterschiedlichen Positionen wird dabei eine tiefe und bewusste Atmung gepflegt. Bei der Vokal- und Sprechatmung wird in Etappen eingeatmet und die Ausatmung mit bestimmten Lauten kombiniert. Die sogenannte Kraftatmung verbindet die Atmung mit Muskelanspannung. Einige Entspannungs- und Lockerungsübungen sowie eine Selbstmassage schliessen das Tagesprogramm ab. Ergänzend bietet Helmel weitere gymnastische Übungen mit verschiedenen Zielen an, zum Beispiel das sogenannte „Trockenrudern“, das besonders die Rückenmuskulatur stärken soll, die Diagonal-Gymnastik und das Training mit dem Medizinball. Das sogenannte „grosse System“ umfasst noch einmal 40 Gymnastikübungen. Bei der „Blutwell-Übung“ wird die An- und Entspannung der verschiedenen Körperteile mit einer speziellen Atemtechnik verbunden. Die Übung wird speziell zur Aktivierung des Herz-Kreislauf-Systems, zur Ausschwemmung von Ödemen und zur Stärkung der Muskulatur empfohlen. Einige Übungen können durch den Einsatz von besonderen Gymnastikrollen, den sogenannten Helmel-Rollen, in ihrer Wirkung gesteigert werden.


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