Gleichgewichtstraining
Definition
In einem Gleichgewichtstraining werden Gleichgewicht, Koordination, Beweglichkeit und Kraft mit Hilfe verschiedener Übungen trainiert, die im Gehen oder Stehen sowie mit unterschiedlichen Hilfsmitteln durchgeführt werden können. Ziel des Gleichgewichtstrainings ist es, dass ältere Menschen eine grössere Sicherheit und mehr Bewegungsfreiheit im Alltag gewinnen können.
Herkunft
In der Schweiz ereignen sich jährlich über eine halbe Million Unfälle. Die häufigste Unfallursache sind Stürze. Neunzig Prozent der Personen, die stürzen, sind ältere Menschen. Diese sind aufgrund von Erkrankungen wie zum Beispiel Osteoporose verletzungsanfälliger und die Folgen ihrer Sturzunfälle sind gravierender als bei jüngeren Menschen.
Verschiedene Massnahmen können helfen, Stürze zu vermeiden. Dazu gehören beispielsweise Verbesserungen der Wohnumgebung wie das Beseitigen von Stolperfallen oder das Beachten bestimmter Verhaltensregeln. So sollten zum Beispiel Leitern als Aufstiegshilfen benutzt werden anstelle von Stühlen oder Bücherstapeln. Eine wichtige Basis, um in heiklen Situationen nicht zu stürzen, ist ein gutes Gleichgewicht. Bei diesbezüglichen Defiziten kann ein Gleichgewichtstraining Abhilfe schaffen.
Grundlagen
Gleichgewicht ist eine koordinative Fähigkeit und ist definiert als „die Fähigkeit, den gesamten Körper, auch im Zuge umfangreicher Körperverlagerungen, in Balance zu halten bzw. diese bei Bedarf wiederherzustellen.“ Ein gutes Gleichgewicht unterstützt die Kontrolle der eigenen Bewegungen, verringert die Wahrscheinlichkeit eines Sturzes und gibt Sicherheit. Gründe für ein schlechteres Gleichgewicht im Alter sind – neben der verminderten Sehkraft und der verlangsamten Reaktionsfähigkeit – meistens körperliche Inaktivität und mangelnde Übung. Gleichgewicht gehört dabei zu den Fähigkeiten, die bei fehlender Bewegung am schnellsten nachlassen. Überdies verschlechtern sich bei Senioren auch Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit und die sensorischen Fähigkeiten.
Die Ziele eines Gleichgewichtstrainings sind die Verbesserung von Gleichgewicht, Reaktion, Koordination, muskulärer Kraft, Beweglichkeit und Körperhaltung sowie die Schulung der Körperwahrnehmung. Die Senioren sollen im Alltag sicher gehen und stehen und ihre Bewegungsfreiheit bewahren können, Stürze vermeiden sowie das Vertrauen in den eigenen Körper stärken.
Verwendete Technik
Im Gleichgewichtstraining werden einseitige Bewegungsmuster analysiert und der Gang beobachtet. Weiterhin üben die Senioren sicheres Gehen und Stehen, das Drehen des Körpers sowie das Halten des Gleichgewichts in schwierigen, unsicheren Momenten. Mögliche Übungen sind beispielsweise Treppensteigen, das Überwinden von Hindernissen oder das Bewegen im Gedränge. Die Übungen werden hauptsächlich im Stehen oder im Gehen durchgeführt, wobei erstere einfacher sind. Die Senioren sollen dabei versuchen, die Übungen möglichst ohne den Einsatz einer Haltemöglichkeit durchzuführen. Anfangs sind die Übungen einfach; schwierigere Übungen werden erst angegangen, wenn die einfachen sicher beherrscht werden. Dabei liegt der Fokus nicht darauf, möglichst viele Übungen zu absolvieren, sondern diese exakt auszuführen.
Als Hilfsmittel für Gleichgewichtsübungen können Seile, Bälle oder Luftballons verwendet werden oder andere Kleingeräte, die auch im Alltag zur Verfügung stehen. Es existieren viele verschiedene Möglichkeiten, die Intensität der Übungen zu steigern: Die Standfläche kann verringert werden, es kann ein anderer Untergrund (weich, uneben) gewählt werden, Übungen im Gehen können statt vorwärts rückwärts oder seitwärts durchgeführt werden, die Arme können nach oben genommen oder die Augen geschlossen werden.
Das Krafttraining als Teil eines Gleichgewichtstrainings umfasst Übungen für Arme, Oberkörper und Beine. Dabei können Hilfsmittel wie das Thera-Band®, Hanteln oder Gewichtsmanschetten für die Beine eingesetzt werden oder das Krafttraining wird an entsprechenden Geräten absolviert. Bei der Kombination von Kraft- und Gleichgewichtstraining ist zu berücksichtigen, dass letzteres im ermüdungsfreien Zustand absolviert und daher immer am Anfang einer Trainingseinheit angesetzt werden soll.