Skoliose-Therapie zurück


Definition

Die „Dreidimensionale Skoliosebehandlung nach Katharina Schroth®“ ist eine konservative Methode zur Therapie skoliotischer Wirbelsäulenverformungen. Sie beruht auf einer intensiven Haltungs- und Wahrnehmungsschulung, die mit einer speziellen Atemtechnik kombiniert wird.

Herkunft

Katharina Schroth (1894–1985), eine deutsche Handelsschullehrerin, gilt als Pionierin auf dem Gebiet der konservativen Skoliosebehandlung. Durch gezielte Haltungs- und Atemübungen war es ihr gelungen, ihre eigene Skoliose zu behandeln. Von diesem Erfolg angespornt, begann sie ihre „Atmungs-Orthopädie“ auszubauen und weiterzuentwickeln und gründete 1921 ihr erstes Institut zur Skoliosebehandlung in Meissen. Nach anfänglichen Widerständen gewann sie nach einigen Jahren auch unter Ärzten zunehmend an Anerkennung. 1961 gründete ihre Tochter Christa Lehnert-Schroth (geb. 1924) das bis heute bestehende Therapiezentrum in Bad Sobernheim, das nach der „dreidimensionalen Skoliosetherapie nach Katharina Schroth“ arbeitet. Die Methode wurde über Jahre hinweg weiterentwickelt und wird heute von zahlreichen Therapeuten – mitunter auch in abgewandelten Formen – angewendet.

Grundlagen

Als Skoliose wird eine Verformung der Wirbelsäule bezeichnet, bei der diese sowohl seitlich verkrümmt als auch in sich verdreht ist. Die Deformität kann einen oder auch mehrere Abschnitte der Wirbelsäule betreffen. Sie geht mit einer Verformung der betroffenen Wirbelkörper und – durch die Verdrehung – auch der angrenzenden Rippen einher. Diese treten auf der einen Seite weiter hervor und bilden den sogenannten „Rippenbuckel“. Auf der anderen Seite verlaufen sie abgeflacht, was man auch als „Rippental“ bezeichnet. Eine Skoliose entsteht in den meisten Fällen während des Wachstums, vor allem in der Pubertät. Die Therapie nach Katharina Schroth beruht auf einer Haltungs- und Wahrnehmungsschulung sowie einer gezielten Atmung. Der Patient versucht unter optischer Kontrolle durch diverse Spiegel seinen Brustkorb und die Wirbelsäule in eine richtige Haltung zu bringen. Spezielle Atembewegungen, die sogenannte „Drehwinkelatmung“, sorgen dafür, dass die abgeflachten Bereiche des Brustkorbs mit Luft gefüllt werden und sich dadurch langsam wieder nach aussen wölben. Gleichzeitig flachen die hervortretenden Bereiche des Brustkorbes ab. Die Rippen dienen auf diese Weise als Hebel, die auch die Wirbelsäule wieder in eine korrekte Position bringen. Katharina Schroth nannte als Beispiel für ihre Methode einen Ball mit Beulen, der durch das Hineinatmen von Luft wieder rund wird. Ist der Körper in der richtigen Stellung, so wird diese Position während des Ausatmens durch ein Anspannen der Muskulatur gefestigt. Dadurch erreicht man, dass sich verkürzte Muskeln dehnen und schwache Muskelbereiche gestärkt werden. Bei regelmässigem Training können die Patienten die Haltungsprinzipien nach einiger Zeit auch in ihre Alltagsbewegungen integrieren. Bei korrekter und intensiver Anwendung kann durch die Methode eine deutliche Aufrichtung der Wirbelsäule und eine Rückbildung der skoliotischen Verformungen erzielt werden. Aufwendige Operationen lassen sich dadurch vermeiden. Daneben wird durch das veränderte Körperbewusstsein und die verbesserte Haltung auch die Psyche der Patienten gestärkt.

Verwendete Technik

Die Übungen werden bei der Skoliose-Therapie nach Schroth individuell auf den Patienten abgestimmt. Zunächst wird ihm erklärt, wie sich die Wirbelsäulenabschnitte gegeneinander verschoben und verdreht haben und auf welche Weise dadurch eine Skoliose entstehen konnte. Bei einer dreibogigen Skoliose wird zwischen dem Schultergürtelblock, dem Rippenkorbblock und dem Beckengürtelblock unterschieden. Grundlage der Behandlung ist die Stellung des Beckens: Durch fünf sogenannte Beckenkorrekturen in unterschiedlichen Ebenen wird das Becken in eine anatomisch korrekte Position gebracht. Diese Beckenhaltung wird im Stehen und im Gehen eingeübt. Durch verschiedene Übungen wird ausserdem versucht, die geschwächte Muskulatur auf der jeweils konvexen Seite der Wirbelsäule zu stärken, wodurch die verkürzten Muskeln der Gegenseite gedehnt werden. Der Patient versucht aktiv unter Zuhilfenahme seiner Hände oder anderer Geräte seine Wirbelsäule in eine gerade Stellung zu bringen. Dabei sollte er sowohl die seitlichen Verschiebungen berücksichtigen als auch die Konturen seiner Vorder- und Rückseite. Spiegel helfen ihm bei dieser Haltungskorrektur, die idealerweise über die korrekte Position hinaus ausgeführt werden sollte. Ein weiterer Schwerpunkt der Behandlung liegt auf einer speziellen Atemtechnik. Die Patienten lernen, gezielt in die abgeflachten Brustkorbbereiche zu atmen. Sie versuchen, die geschwächte Seite des Zwerchfells zu trainieren. Dies führt nach einiger Zeit zu einer Formveränderung des Brustkorbs, wodurch auch die Wirbelsäule wieder in eine anatomisch korrektere Position gebracht wird. Die Atmung wird in unterschiedlichen Positionen eingeübt. Der Physiotherapeut zeigt dem Patienten anfangs, wohin er seinen Atem lenken soll. Später ist keine Unterstützung mehr nötig und die richtige Atmung wird zur Gewohnheit. Auch die Haltung muss dann nicht mehr mit Hilfe von Spiegeln kontrolliert werden. Die Patienten werden ausserdem intensiv darin geschult, wie sie im Alltag, zum Beispiel durch eine günstigere Sitzposition oder durch positive Bewegungen beim Umdrehen, ihrer Skoliose entgegenwirken können.


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